Textschnipsel III

»Gebieterin, hört Ihr mir zu?«
Nachdenklich strich ich über meinen Talisman, der Hugorio und
(sorry den Namen musste ich entfernen ;-) Nennen wir ihn mal X) daran hinderte, mich zu finden. »Seni, wie oft muss ich dir noch sagen, dass du mich Melanie nennen sollst?!«
Der Senave neben mir zuckte zusammen. Senierius Dekaija missfiel es, dass ich seinen Namen verunstaltete. »Es wäre nicht richtig, Euch mit ›Du‹ anzusprechen. Ihr seid das Erbe, unsere Königin. Mein Volk lebt und stirbt mit Euch.«
Ich verdrehte die Augen. Seit drei Monaten wohnten wir gemeinsam in diesem Appartement, und ich war es leid, von meinem Mitbewohner mit ›Herrin‹, ›Gebieterin‹ oder ›Königin‹ angesprochen zu werden. Frustriert streichelte ich Naless, der zu meinen Füßen lag, den Kopf. »Das erzählst du mir beinahe täglich. So wie dass man dich als meinen Bodyguard auserwählt hat, weil du der beste Krieger deines Stammes bist.«
Seni lächelte stolz. »So ist es. Wärt Ihr nicht so halsstarrig, dann würden meine jüngeren Brüder ebenfalls bei uns wohnen, um Euch zu beschützen.«
»Es ist unauffälliger, wenn wir zu zweit leben.«
»Glaubt mir, an einem Senaven, der blauen Safran verkauft, ist nichts unauffällig. Das Einzige, was noch auffälliger ist, ist ein Senave, der mit nur einer Frau und noch dazu mit einer Menschenfrau zusammenlebt. Wären meine Brüder da, könnten wir vorgeben, dass Ihr unsere Dienerin seid.«
»Zum hundertsten Mal: Es tut mir leid, dass du dich durch diese monogame Scheinbeziehung in deiner Männlichkeit beschnitten fühlst.«
»Nein, Herrin! Ihr versteht mich wieder einmal falsch. Es ist mir eine Ehre, vorzugeben, mit Euch eine monogame Beziehung zu führen. Ich will Euch nur darauf hinweisen, dass dieses Verhalten für einen Senaven unnatürlich ist.« Allein wie er das Wort ›monogam‹ betonte, strafte ihn einen Lügner.
Je tödlicher die kriegerischen Fertigkeiten eines Senaven waren, desto mehr Frauen verbrachten die Nächte in seinem Zelt. Einen Mann zu spielen, der in ein so hässliches Wesen wie mich verliebt war, stieß ihm bitter auf. Normalerweise bemühte sich Seni, mir mit Höflichkeit und Ehrerbietung zu begegnen, doch vor drei Wochen war es mir gelungen, ihn betrunken zu machen, und da hatte er mir gestanden, wie abscheulich ich für ihn aussah. Meine Haut war zu farblos, zu sanft und ungemustert. Ich besaß keine Wubis. So nannten die Senaven die Ausbuchtungen auf ihren Wangen und Stirnen. Für sie sind diese sehr erotische und anziehende Körperstellen. Von meinen Zähnen sollten wir besser gar nicht sprechen, hatte er mir gesagt. Das Einzige an mir, was ihm gefiel, waren meine Augen, wenn sie vor Wut golden leuchteten, und dank ihm kam das regelmäßig vor. Es fiel ihm wirklich schwer, meinen Geliebten zu mimen und in der Öffentlichkeit vorzugeben, mich mit jeder Faser seines Körpers zu begehren. Eigentlich hatte ich mich noch nie so unattraktiv gefühlt wie an seiner Seite. Wir waren hierher gezogen, um meinen Neffen zu suchen. Die Senaven hatten nämlich Gerüchte gehört, dass in dieser Gegend ein kleiner Drache lebe.